Berührte Landschaften

Die Bilderserie „Berührte Landschaften“ ist eine Suche nach den Einzelteilen des große Puzzles, welches die Ruhrgebietslandschaft ausmacht. Am 23 Juni 2017 um 19.30 Uhr ist im Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen

die Ausstellungseröffnung. Das gleichnamige Buch ist im Klartextverlag erschienen.

 

Klartextverlag "Berührte Landschaften"  ISBN: 978-3-8375-1765-1

 

-- Rezension vom Ruhr-Guide --

 

Berührte Landschaften - mit Fotografien von Udo Kreikenbohm

 

Das Ruhrgebiet aus einer anderen Perspektive ... - Das hat man schon oft gehört, aber bei Udo Kreikenbohm ist es wirklich so. Keine Menschen, keine blühenden Landschaften, keine Kinkerlitzchen. Es muss nicht immer nach der Norm sein! Der neue Bildband aus dem Klartext-Verlag.

 


[ruhr-guide] Berührte Landschaften – So lautet der Titel des neuen Coverbild BerührteLandschaften von Udo Kreikenbohm Bild: Klartext-VerlagBildbandes von Udo Kreikenbohm Aber was genau meint er mit „berührten Landschaften“? Es geht nicht um die klassischen Landschaften nach denen wir uns alle sehnen, wenn wir aus unserem Bürofenster ins triste Grau der vor uns liegenden Betonwüste blicken. Es geht auch nicht darum, wie schön die Welt ist mit ihren grünen Wiesen und üppigen Wäldern, unberührt vom Menschen. Das, was Udo Kreikenbohm uns in diesem Austellungskatolog zeigt, sind Landschaften direkt vor unserer Haustür wie sie sind, nicht wie wir sie uns wünschen zu sein. Jedoch sind es keine Fotos von Trinkhallen und alten Damen die mit einem Kissen unter den Ellenbogen aus dem Fenster schauen, wie man sie aus dem Ruhrgebiet kennt. Keine Klischees.

 

Keine Konventionen

 

Die Orte, die uns Kreikenbohm zeigt, sind Momentaufnahmen jener Orte denen wir tagtäglich begegnen. Ob Teilausschnitte von Kreisverkehren oder Feldern mit Industrieanlagen im Hintergrund und verwaiste Bushaltestellen. Auf den ersten Blick mag es sein, dass die Bilder nicht sehr ansprechend wirken, aber erst auf den zweiten Blick kann man eine gewisse Harmonie und Symmetrie erkennen. Meistens nehmen wir sie selbst aber gar nicht so wahr, wie sie es eigentlich verdient hätten, wie zum Beispiel verlassene Industriebrachen, alte Gebäude und Institutionen. Sie sind schließlich ein Teil unserer Geschichte. Genaugenommen sind die Aufnahmen unserer unmittelbaren Heimat menschenleere Stillleben, die eine Landschaft zeigen, die wir geschaffen und geformt haben, um unser Leben dem Raum um uns herum anzupassen. Das was das Ruhrgebiet ist, das sind auch wir. Auf 119 Seiten macht uns Kreikenbohm klar, dass unsere Umgebung ein stetig wachsendes Projekt unserer Kultur ist. Um sie erst zu würdigen, müssen manchmal die jenigen, die sie geschaffen haben, verschwinden, damit man in die dargestellte Szenerie eintauchen kann.

 

Keine Kulisse

 

Mit Hilfe der Sparkasse Hattingen und der LWL Stiftung wurde es Udo Kreikenbohm möglich gemacht, jenen Gedanken über die „berührte Landschaft“ in außergewöhnliche Bilder umzusetzen. Mit Bildern aus allen Ecken der Ruhrgebiets schafft Kreikenbohm ein Abbild unserer Kulturlandschaft die uns umgibt. Er lehrt uns den eingefangenen Moment zu betrachten und die alltäglichen Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen und die Schönheit im Detail zu erkennen. Manchmal wirken die Aufnahmen auf dem matten Papier wie Gemälde in die man hineingreifen kann. Die Bilder werden im Buch meist kommentarlos präsentiert und lassen genug Raum für unsere eigenen Gefühle. Außerdem sind sie nicht gestellt. Es gibt keine Kompromisse gegenüber dem dargestellten Objekt, denn man kann nichts herausnehmen und auch nichts einfügen ohne dass die Authentizität darunter leidet. Robert Laube, der Herausgeber des Buches, erwähnt ebenfalls die Wichtigkeit dieser Aufnahmen. Er nennt die gezeigten Orte und Landschaften „Zwischenräume“. Zwischenräume, weil die abgebildeten Landschaften keine Hauptrolle in unseren Leben spielen.

 

Es sind nur Momente die vorüber gehen. Aber vielleicht sollten wir ab und zu mal einen Blick zurück werfen, um zu sehen was wir meist übersehen. Unsere Umgebung ist unser Abbild. Und manchmal holt sich die Natur ihre Landschaft zurück.